Möglichkeiten, Schach in der Arbeit des pädagogischen Psychologen im Bereich der Bildung einzusetzen

Schon in der Grundschule wird Förderunterricht angeboten, oft eine Unterrichtsstunde in der Woche, um flüssig lesen zu lernen oder die Grundrechenaufgaben zu verinnerlichen oder andere Lernprobleme zu lösen. Dann stehen unter Umständen 5 oder 6 Kinder vor der Tür, denen innerhalb der 45-minütigen Unterrichtsstunde, individuell geholfen werden soll. Ob die Lernmotivation steigt und wie die Erfolgsquote ist, soll hier nicht thematisiert werden. Als unangenehm sehe ich, dass ein gewisser Stempel durch „Ich gehe zum Förderunterricht“ aufgedrückt wird, weil man zum Ausdruck bringt, dass man Schwierigkeiten hat. Statt „ich gehe zum Förderunterricht“ hört sich „Ich gehe zum Schachunterricht.“ viel interessanter an. Die Zuhörer werden neugierig und bringen oft ihren Respekt zu dem Unterfangen zum Ausdruck. Das wäre ein zusätzlicher Motivationsschub für das Kind. Wie auch im Artikel herausgestellt, wird dank des Schachspielens das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt. Der Ehrgeiz wird angestachelt, was sich positiv auf die Lernmotivation überträgt. Der Vorteil von Schach besteht darin, dass es keiner großartigen Voraussetzungen – Geld, Raum, Ort, Arbeitsmaterialien, Gesundheit – bedarf, um Schach zu lehren. Der nachfolgende ausführliche Erfahrungsbericht zeigt, was mit welchem Aufwand erreichbar ist. Das soll Erzieher, Lehrer, Pädagogen, Psychologen, Psychotherapeuten ermutigen, Schach in ihren Instrumentenkasten aufzunehmen.

Möglichkeiten, Schach in der Arbeit des pädagogischen Psychologen im Bereich der Bildung einzusetzen

Originaltitel: „Способы использования шахмат в работе педагога-психолога в сфере образования“
Autorin: L.O. Krasilnikova
deutsche Übersetzung: Frank Bicker, PDF-Download (8 Seiten)
Quelle: Вестник практической психологии образования (2017. Том 14, № 3. С. 72–76), Direkter Link
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Moskauer Staatliche Universität für Psychologie und Pädagogik1

Krasilnikowa Larissa Olegowna ist pädagogische Psychologin der höchsten Kategorie2 , pädagogische Psychologin der territorialen psychologisch-medizinisch-pädagogischen Kommission am MBU „Zentrum für Information und methodische Begleitung der Bildungseinrichtungen“3 in Aluschta, Republik Krim, Methodiker am MBU „Zentrums für Information und methodische Begleitung der Bildungseinrichtungen“ in Aluschta, Leiterin der methodischen Vereinigung pädagogischer Psychologen in Aluschta.
Wissenschaftliche Interessen: psychologische Unterstützung der Bildungsteilnehmer, Förderung und Entwicklung psychologischer Fähigkeiten bei den Bildungsteilnehmern, Pädagogische Psychologie.

Zusammenfassung: Im Aufsatz werden Inhalt und Aufgaben des pädagogischen Psychologen in dem Förderprogramm „Magic Chess“ beschrieben. Das Programm wird in der Arbeit mit Kindern eingesetzt, die eine schwache Lernmotivation besitzen und/oder unter Vernachlässigung leiden, um sie intellektuell belastbar zu machen. Es beschreibt auch die Möglichkeit der individuellen Förderung der Kinder durch einen pädagogischen Psychologen, um unerwünschte Verhaltensmuster zu ändern und positive Erfahrungen zu sammeln.
Keywords: Schach, Schachspiel, Steigerung der Lernmotivation, Verhaltensänderung bei Kindern.

Die technologische Revolution, in der wir leben, verändert die Lebensweise der Menschen nach-haltig. Neue Freizeitbeschäftigungen entstehen und eine Flut von Informationen bricht über uns herein. Aber das Schachspiel ist trotz der einschneidenden Lebensveränderungen des 21. Jahrhunderts präsent und spielt zunehmend eine wichtige Rolle in der Förderung und Erziehung der Kinder.

Das Schachspiel als zusätzliche Bildung ist weit verbreitet. Autoren wie V. Grishin, E. Ilyin, D. Koma-rov, A. Zhesterev, beschreiben die praktische Anwendung des Schachspiels zur Förderung kognitiver Prozesse bei Kindern im Alter von 7-12 Jahren [2, 3]. Ich stehe dieser Position nahe, weil ich in meiner Arbeit mit Kindern das Schachspiel einsetze und die Bestätigung bekomme, dass dieses Spiel (entschuldigen Sie das Wortspiel) eine wichtige Rolle bei der Förderung des Kindes spielen kann und eine große Ressource darstellt. Der Schachunterricht fördert die Entwicklung so wichtiger Fähigkeiten eines Kindes wie Gedächtnis, logisches Denken, Aufmerksamkeit und Vorstellungskraft, fördert Fleiß und praktische Fähigkeiten wie Stärkung der Willenskraft und Angefangenes zum Ende zu bringen.

Wenn ein Kind in die Schule kommt, beginnt es, das Zeichensystem der Sprache und den Prozess des „geistigen Handelns“ zu erlernen. Das Ergebnis des „geistigen Handelns“ zeigt sich sofort in den Gedanken, aber nicht sofort in den Bewegungen oder in Worten. Man sagt dazu auch: „Diese Person ist in der Lage, einige Schritte (Züge) im Voraus zu berechnen.“ Dieser Satz kommt aus dem Schach und ist ein fast ideales Modell für die gute Entwicklung der Fähigkeit „geistig zu handeln“ [2]. Diese Fähigkeit bildet sich im Alter von 7-12 Jahren heraus. Daher ist dieses Alter am besten für das Erlernen des Schachspiels geeignet.

Die Besonderheit des Schachspiels besteht in der Notwendigkeit der Einhaltung klarer Regeln, die vollständig die „Funktion der Lerntätigkeit“ überlagert – die das Kind in die Lage versetzt, sein Verhalten den geltenden Regeln und der gesellschaftlichen Norm unterzuordnen. Das Einhalten der Regeln führt dazu, dass das Kind lernt, sein Verhalten und seinen Willen zu steuern“ [6]. Die Regeln dürfen nicht verletzt werden, weil jeder Regelverstoß zur sofortigen Niederlage führt. Dieser Ansatz unterscheidet das Schachspiel grundlegend von anderen Sportarten (einschließlich Spielen), bei denen ein Regelverstoß nur zu Strafen, nicht aber zum Spielabbruch führt. So lernen die Kinder Verhaltensregeln und -normen einzuhalten. Denn die bewusste und freiwillige Einhaltung allgemein akzeptierter Verhaltensstandards ist die Grundlage von Moral, von Ethik.

„Wenn wir das Schachspiel als ein vereinfachtes Modell menschlicher Beziehungen betrachten, so können wir wichtige Gesetzmäßigkeiten klar erkennen. Schach fördert die Fähigkeit, Ereignisse vorauszusehen, hilft bei der Suche nach dem Zusammenhang von Ursache und Wirkung, bietet reichhaltige Möglichkeiten zur Modellierung verschiedener Situationen. Es liegt in der Natur des Schachspiels, dass es diejenigen, die es spielen, sprichwörtlich dazu „verleidet“, selbständig zu agieren“ [2]. Wenn wir die Psychotherapie als eine Methode betrachten, mit der Menschen neue Erfahrungen sammeln, das Verhalten und die Überzeugungen ändern, dann wäre das Schachspiel zweifellos eine psychotherapeutische Methode. Kinder können verschiedene kognitive Strategien entwickeln, die im Spiel eingesetzt werden, auf die dann im realen Leben, außerhalb der Therapieräume, zurückgegriffen wird. Der unmittelbare therapeutische Wert des Schachspiels besteht in der Schaffung von Bedingungen zur kreativen Selbstbestimmung der Kinder, zur freien Äußerung ihrer Gefühle, im Erwerb sozialer Kompetenzen und in der produktiven Interaktion mit anderen Menschen (Erwachsenen und Gleichaltrigen) sowie in der sozialen Anpassung der Kinder und Jugendlichen.

Um es deutlicher zu sagen, Schach ist eines der Spiele, was sich am besten für die Förderung der Kinder mit sozialer und pädagogischer Fehlanpassung eignet. „Schach als eine moderne Form der Spielpsychotherapie baut auf die Mobilisierung des intellektuellen und kreativen Potentials der Person sowie auf interne Selbstregulierungs- und Selbstheilungsmechanismen der Psyche. Es wird definiert, dass Schach eine Methode der Psychotherapie für strukturierte Situationen mit genau definierten Regeln ist. Dabei werden erzieherische, pädagogische, wettkampforientierte, kreative kommunikative Elemente harmonisch miteinander verknüpft. Schach bietet genügend Spielraum für die Selbstwahrnehmung als lernende Persönlichkeit, für kreative Ausdrucksweisen, für das Gedächtnistraining, für die Lösung von Auswahlproblemen, für die Überwindung von Schwierigkeiten, für Teamarbeit. Schach ermöglicht es, einen psychotherapeutischen Kontakt mit dem Kind auf einer ihm intellektuell zugänglichen Ebene herzustellen, unter Berücksichtigung seiner allgemeinen Entwicklung, der bestehenden emotionalen Störungen und Verhaltensstörungen“ [2].

Die Idee für das Förderprogramm „Magic Chess“ kam mir in den Jahren 2002-2013, als ich in Dnepropetrowsk im Zentrum für soziale und psychologische Rehabilitation von Waisenkindern, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, arbeitete. Viele Kinder wurden vernachlässigt: Bei ihnen ist die Lernfähigkeit und das Wissen über die Welt um sie herum schwach ausgeprägt, einige blieben in ihrer geistigen Entwicklung zurück – sie zeigten Spracharmut, rigides Denken, starke intellektuelle Beeinträchtigungen. Während der Förderstunden mit dem Psychologen begann ich Schach zu unterrichten und stellte fest, dass die kognitive Entwicklung in spielerischer Form schneller und effektiver vorankam. Die Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren interessierten sich für mein angebotenes Schachtraining. Das ermöglichte kognitive Prozesse, aber, was aus Sicht der Persönlichkeitsentwicklung noch wichtiger ist, das eigene Potenzial wurde gesteigert, die Kinder bekamen Selbstvertrauen. Auch vergrößerten sich die Möglichkeiten, mit anderen Kindern zu kommunizieren, sie waren in Lage, bei einer Niederlage im Spiel Gefühlsausbrüche zurückzuhalten.

Nach zehn Jahren der Anwendung des Schachspiels in der Arbeit mit schwierigen Kindern achtete ich auf die Langzeitwirkung des Spiels. Waisenkinder, die in andere soziale Einrichtungen wechselten, trafen sich mit Mitarbeitern unseres Rehabilitationszentrums und erzählten, dass sie weiterhin Schach spielen. Sie nutzten ihre positive Erfahrung mit diesem Spiel und waren in den Schachkämpfen mit anderen Kindern erfolgreich. Darauf waren sie stolz und es steigerte ihr Selbstwertgefühl. Es bereicherte das Repertoire zum Nachdenken anregender Freizeitbeschäftigungen.
Seit 2015 verwende ich als pädagogische Psychologin das Förderprogramm des Autors „Magic Chess“ in der Arbeit mit Kindern der Grundschulklassen und der 5. Klassen der allgemeinbildenden Schulen in Aluschta (Krim). Meine Erfahrung mit dem Programm zur Korrektur und Förderung im Gruppenunterricht bestätigt ebenfalls, dass Schach eine der wirksamen Methoden zur Förderung der Kinder im Alter von 7-14 Jahren ist. „Denn die Spieltherapie eines Kindes ist oft die einzige Möglichkeit, jenen zu helfen, die die Welt der Erwachsenen und ihre Regeln nicht verstehen, die noch von unten nach oben auf die Welt der Erwachsenen schauen“ [6].

Das Ziel des Förderprogramms „Magic Chess“ ist es, Bedingungen für die soziale Anpassung von Kindern im Schulalter zu schaffen, emotionale Störungen und Verhaltensstörungen vernachlässigter Kinder zu korrigieren und die geistige Entwicklung zu fördern.

Die Aufgaben im Programm „Magic Chess“ sind:

  • die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten, die Fähigkeit zu partnerschaftlichen Beziehungen und zur Teamarbeit;
  • die Entwicklung emotionaler Flexibilität und der Fähigkeit, in unerwarteten Situationen angemessen zu reagieren;
  • das Üben, die Folgen der eigenen Handlungen vorherzusehen;
  • die Steigerung des Selbstwertgefühls des Kindes und die Schaffung eines adäquaten Selbstbildes;
  • die Entwicklung von Fähigkeiten zum Planen und Erreichen von Zielen
  • Steigerung der Motivation, sich zu entwickeln und in der Schule zu lernen;
  • Förderung der kognitiven Flexibilität, der Konzentrationsfähigkeit und der Aufmerksamkeit, die Stärkung des visuellen Gedächtnisses;
  • die intellektuelle Freizeitbeschäftigung.

Die Bildung einer Unterrichtsgruppe für das Programm ist bei Interesse und auf Wunsch der Kinder möglich. Die Anzahl der Gruppemitglieder liegt bei 4-6 Personen. Der Unterricht hat erzieherischen und fördernden Charakter.

Es ist sehr wichtig, einen sicheren psychologischen Raum zu schaffen. Dieser Unterricht wird als informelle Kommunikation des Psychologen mit den Kindern durchgeführt. Dass die Kommunikation effektiv verläuft, sollte sich der Psychologe an folgenden Prinzipien der Unterrichtsorganisation halten:

  1. Das Prinzip der positiven Einstellung – Schaffung eines positiven emotionalen Klimas, einer freundlichen Atmosphäre während des Unterrichts, verschiedene Varianten der Zusammenarbeit suchen
  2. Das Prinzip des Interesses – zu versuchen, den Unterricht für Kinder interessant, mitreißend und passend zu gestalten;
  3. Das Prinzip der Unterstützung – die Teilnahme der Kinder an verschiedenen Arbeiten mit ermutigenden Worten unterstützen; auch die kleinsten Erfolge der Kinder im Spiel hervorheben; die Kinder nicht untereinander vergleichen, sondern mit den eigenen Leistungen des Kindes vergleichen;
  4. Das Prinzip der Erziehung und Förderung – den Kindern helfen, anderen Menschen zuzuhören und sie zu verstehen, dem Gegner Respekt entgegenbringen, die Äußerungen der anderen Kinder aufnehmen, diese analysieren, indem man dem Kind offene Fragen stellt wie: „Was denkst du?“, „Wie kann man es noch machen?“, „Was folgt auf diese Entscheidung?“, „Welches Ziel verfolgst du?“
  5. Das Prinzip der Akzeptanz – den Kindern Verständnis und Wertschätzung für ihre Handlungsmotive entgegenbringen.

Das Programm ist auf 17 Stunden ausgelegt, wobei der Unterricht 2 Mal pro Woche stattfindet.

Das Programm läuft in mehreren Phasen ab.

Phase I – Anfängerphase. Dauer – 7 Unterrichtseinheiten. Diese Phase dient der Informati-on und der Diagnose. Im Unterricht werden die Möglichkeiten der Meinungsäußerung eines jeden Kindes im intellektuellen, emotional-volitionalen und kommunikativen Bereich deutlich sichtbar. Dies ermöglicht die individuelle Förderung der Kinder.

Phase II – die Hauptphase, die Schach mit dem Leiter der Gruppe und mit den Gruppenmitgliedern beinhaltet – 8 Unterrichtseinheiten.

Phase III – Kontroll- und Unterstützungsphase -2 Unterrichtseinheiten. Durchführen von Schachwettbewerben, eines Schach-Quiz. Diese Phase ist das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen. Zum Abschluss findet in der letzten Unterrichtseinheit ein Schachturnier statt – die Kinder spielen jeweils mehrere Partien mit jedem Gruppenmitglied. Der Gruppenleiter notiert die Partieergebnisse (1 Punkt – Sieg, 0 Punkte – Niederlage, 0,5 Punkte – Unentschieden) und kontrolliert das Spiel, ob die Regeln eingehalten werden. Durch Addieren der Punkte wird der Gewinner, der mit den meisten Punkten, ermittelt. Am Ende des Turniers werden die drei Erstplatzierten ermittelt. Nach Beendigung des Kinderschachturniers werden schwierige oder einfache Situationen, die während des gemeinsamen Spiels auftraten, besprochen und wie man sie besser meistert. Das Turnier endet mit dem obligatorischen Teetrinken und der Siegerehrung. Es ist wichtig, nicht nur die Gewinner, sondern jeden einzelnen Turnierteilnehmer zu erwähnen. Denkbar ist die Auszeichnung mit Urkunden für Beharrlichkeit, Ausdauer, Siegeswillen, gezeigte Anstrengungen usw.

Die Themen des Programms „Magic Chess“ sind in Tabelle 1 dargestellt.

Phase Ziel Unterrichtsthema Inhalt Stundenzahl
1 eine positive Einstellung zum Erlernen eines neuen geistig anspruchsvollen Spiels schaffen, ein ernsthaftes Interesse an Schach fördern Kennenlernen des Schachspiels. Das Schachbrett. Kennenlernen der Figuren: Bauer, Turm, Läufer, Springer, Dame und König. Geschichte über den Ursprung des Schachspiels.
Vertraut machen mit dem Schachbrett, mit den Begriffen „Vertikale“ (Linie), „Horizontale“ (Reihe), „Diagonale“, mit der Bezeichnung der Felder. Schachbrett basteln (Papier, Farbe). Kennenlernen der Schachfiguren, der Gangarten der Figuren; Besonderheiten der Schachfiguren, Basteln von Schachfiguren (Teig, Pappmaché, etc.)
7
2 Voraussetzungen schaffen, um Erfahrungen mit Schach zu sammeln Schachregeln Eröffnung, Entwicklung. Gambit. Einfache Mattstellungen. Endspiele 8
3 Kenntnisprüfung zu den Schachregeln Schachturnier Wettbewerbe, Schach-Quiz, Schachturnier 2

Tabelle 1: Übersicht zu den Unterrichtsthemen des Programms „Magic Chess“

Unterrichtsaufbau. Empfohlene Dauer der Unterrichtseinheit – bis zu 45 Minuten. Der Unterricht sollte verschiedene Formen des aktiven Lernens der Kinder einschließen: thematisches Malen; Spiele, die die Aufmerksamkeit aktivieren und die geistige Tätigkeit anregen; Besprechung von Schachmärchen und ähnlichem. Der Unterricht ist so aufgebaut, dass der Psychologe vor allem auf die Besonderheiten der Wahrnehmung und des Informationsverständnisses der Kinder achtet und hilft, sich seiner selbst bewusst zu werden und die Schachregeln zu verstehen. Die Kinder schalten in den Modus der geistigen Gymnastik, lernen und trainieren die Fähigkeit, geistig zu arbeiten. Diese Tätigkeit ist für leistungsschwache Kinder anstrengend, weshalb motorische Übungen in den Unter-richt eingebaut werden müssen. Am Ende jeder Unterrichtseinheit fasst der Psychologe die Ergebnisse zusammen und bietet den Kindern kreative Aufgaben an, die sie selbstständig lösen können.

Jede Unterrichtseinheit der Phase 1 enthält folgende Schlüsselpunkte.

  1. Begrüßung der Teilnehmer: Übungen zur Festigung, Unterstützung, Einstimmung auf die Gruppenarbeit [10].
  2. Anregung der Aufmerksamkeit bei den Kindern durch Spiele: Rätsel, Übungen zur Steigerung der kognitiven Aktivität [5].
  3. Reflexion der Unterrichtseinheit: im Gedächtnis der Kinder werden die wichtigsten Informationen der vorangegangenen Unterrichtseinheit aufgefrischt.
  4. Informationsblock: Erhalt von Informationen und Erarbeitung der Schachregeln mittels Gesprächen, Hören von thematischen Märchen und ähnlichem; Erarbeitung wichtiger Schachbegriffe und Schachregeln mittels Gesprächen
  5. Praktischer Block: Lösen verschiedener Aufgaben zum Thema, Festigung des erworbenen Wissens mittels kreativer Aufgaben zum vorgegeben Thema und in Übungsspielen [9].
  6. Reflexion der Unterrichtseinheit: Zusammenfassung der Ergebnisse, jeder sagt, was ihm gefallen hat, an was er sich erinnert, was neu war usw.
  7. Abschiedsritual. Erfolg wünschen, ein freundliches Wort auf den Weg.

Achtung – trotz des Trainings nehmen die Kinder die Niederlagen im Spiel manchmal als schmerz-haft und emotional wahr, weshalb es wichtig ist, die Kinder zu motivieren, sich zurückzuhalten, den Gegner zu respektieren und die Schachregeln einzuhalten: „Berührt – geführt“, „Denke nach, bevor du eine Figur ziehst“.

Aus der Beobachtung der Schüler im Schachunterricht „Magic Chess“ komme ich zu folgenden Schlussfolgerungen. Die Kinder bringen dem Schach großes Interesse und Respekt entgegen. Dies zeigt sich in ihren emotionalen Reaktionen auf den Partieverlauf, in den Erzählungen untereinander. Im Schach treten die Kinder als gleichberechtigte Partner auf, sind gleichwertig und interagieren im Schach in gleicher Weise. Faktoren wie Alter, Größe, Gewicht, körperliche Stärke und die Fähigkeit, fachmännisch zu sprechen, haben während des Schachspiels keine Bedeutung. Das gefällt den Kindern.

Im Unterricht des Förderprogramms „Magic Chess“ zeigten vernachlässigte und in der Entwicklung zurückgebliebene Kinder gegenseitige Toleranz und reagierten sensibel und aufmerksam aufeinander. Viele Gruppenmitglieder wurden Freunde. Die geringe verbale Kommunikation ist meiner Meinung nach eine der Eigenschaften des Schachspiels, die Kinder mit Lernschwierigkeiten attraktiv finden. Schach bietet die Möglichkeit, sich in einem Team zu fühlen und sich mit einer Sache zu beschäftigen, ohne viel reden zu müssen. Jedoch habe ich wiederholt erlebt, dass schachbegeisterte Kinder, die eine Sprachstörungen hatten, begannen, Gedanken und Gefühle klar zu artikulieren. Bei den Kindern wuchs das Selbstbewusstsein. Dies zeigte sich insbesondere in der Nachsichtigkeit gegenüber den schwächeren Partner, die falschen Schachzüge zurückzunehmen. Viele Kinder steigerten ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung. Die Kinder fingen an, sich würdevoller und ruhiger zu verhalten.

Für Jugendliche kann das Schachspiel ähnlich der Spieltherapie „Schach als Metapher für Lebensentscheidungen“4 im Einzelunterricht im Rahmen des Aufbau- und Förderunterrichts genutzt werden. [8]. Die Anzahl der Unterrichtseinheiten – 7-8 mit einem Kind, abhängig vom Erfolg.

Ziel: Entwicklung der Fähigkeit, Ereignisse vorherzusehen; Förderung des Verständnisses und der positiven Selbstwahrnehmung; Steigerung des Selbstwertgefühls des Kindes; Förderung der Fähigkeit zur Selbsterkenntnis durch Spielen.

Aufgaben:

  • Training – nach den Schachregeln spielen;
  • Lernen, die Folgen von Handlungen vorherzusehen;
  • Förderung der emotionalen Flexibilität und der Fähigkeit, bei unerwarteten Ereignissen an-gemessen zu reagieren;
  • Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten, Fähigkeit partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen;
  • Einbeziehung des internen Selbstregulierungsmechanismus.

Diese Unterrichtseinheiten werden einzeln durchgeführt, um jedem Kind seine eigene Erfahrung zu Sieg und Niederlage machen zu lassen, damit das Kind die Möglichkeit hat, über seine Handlungen und deren Folgen nachzudenken.

Während des Spiels werden dem Kind eine Reihe von Fragen gestellt:

  1. Was passiert mit der Figur, wenn sie hierhersetzt?
  2. Hilft dir dieser Zug, den eigenen König zu schützen und den gegnerischen König zu bedrohen?
  3. Wohin könnte man diese Figur noch setzen? Versuche dir alle möglichen Zugfolgen vorzustellen, bevor du dich für einen Zug entscheidest;
  4. Welche Züge sind besonders wirksam?
  5. Wenn du diesen Zug machst, wie kann ich antworten?

Zunächst wird das Kind gebeten, mindestens einen Zug vorauszusehen. In den ersten fünf oder sechs Partien bekommt das Kind die Möglichkeit, seine Meinung zu einem beliebigen Zug zu revidieren, nachdem es meine Antwort gesehen hat. Mit zunehmender Erfahrung des Schülers, ermutige ich ihn, mehrere Züge im Voraus zu durchdenken. In einem Spiel kann das Kind mehrmals dazu aufgefordert werden. Es ist möglich, zwei Partien in einer Unterrichtsstunde zu spielen, damit das Kind meine Fragen mehrmals zu hören bekommt. Es ist wichtig, dem Kind die Möglichkeit zu geben, vor jedem Zug über die Folgen nachzudenken und sogar laut zu sagen, warum es gerade diesen Zug macht. Wir besprechen verschiedene Zugfolgen, und ich sage, was mein Antwortzug sein könnte, so dass es die Partie mit „meinen Augen“ sehen kann. Auf diese Weise ermutige ich das Kind, meine Antwort auf seine Züge vorherzusehen.

Nachdem jedes Kind Erfahrung im Schach gesammelt hat, können Analogien zum realen Leben hergestellt werden. Der Psychologe fragt, wie man im realen Leben seine Reaktionen analysieren kann, wie man die Gegenreaktionen anderer Menschen vorhersehen kann und wie man sein Verhalten kontrollieren und steuern kann.

Im Einzelunterricht mit den Kindern, nach der beschriebenen Methode, sah ich Verhaltensänderungen bei den Kindern und ihren Wunsch, anders zu handeln. Die beschriebene Methode macht es möglich, das innere Selbstwertgefühl des Kindes zu steigern und zu lernen, sein Verhalten an der positiven Einstellung anzupassen.

Die Wirkung von Schach, welches der pädagogische Psychologe im Förderunterricht als Einzel- und Gruppenunterricht einsetzt, kann wie folgt reflektiert werden.

  1. Das Schachspiel als Methode der Spielpsychotherapie kann für eine breiten Anwendungsbereich empfohlen werden, mit dem Ziel der Verhaltensintervention bei Kindern und Ju-gendlichen und der Steigerung ihrer Lernmotivation.
  2. Schach ist eine gute Möglichkeit, die Fähigkeit zu schulen, seine Handlungen vorherzusehen und sein Verhalten zu steuern, die Ausdauer zu trainieren, die Impulsivität zu kontrol-lieren. „Bevor man handelt, muss man nachdenken.“
  3. Der Schachunterricht hilft dem Kind, sich selbst kennenzulernen, fördert die Entwicklung, stärkt die gesunde Persönlichkeit, bereichert das Gefühlsleben, schafft für das Kind soziale Anreize, hilft Verhaltensmuster zu entwickeln, die sowohl für die Gemeinschaft als auch für das Kind akzeptabel sind.
  4. Schachunterricht fördert die geistige Entwicklung des Kindes, verbessert die Freizeitqualität und erhöht die Nachfrage nach „intelligenten Spielen“.
  5. Das Schachspiel bietet unbegrenzte Möglichkeiten für die Erstellung von Förderprogrammen für den Einzel- und Gruppenunterricht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Förderprogramm „Magic Chess“ ein wirksames Instrument des pädagogischen Psychologen für die Gruppenarbeit mit Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren ist, die eine schwache Lernmotivation haben und die vernachlässigt wurden. Und der Unter-richt mit dem Titel „Schach als Metapher für Lebensentscheidungen“ ist eine wirksame Methode des pädagogischen Psychologen zur individuellen Förderung der Schüler im Alter von 10-14 Jahren, um unerwünschte Verhaltensmuster zu ändern.

 

Fußnoten:

1 Издательство: Московский государственный психолого-педагогический университет (МГППУ) https://psyjournals.ru/en
2 Die pädagogischen Psychologen in Russland werden entsprechend ihrer Qualifikation unterschiedlichen Kategorien (7 bis 14) zugeordnet, http://detskiy-psyholog.ru/kategorii-pedagogov-psihologov.html
3 МБУ «Центр информационно-методического сопровождения образовательных организаций», https://nsportal.ru/prisyazhnyuk-yuriy-mihaylovich
4 Originalbezeichnung: «Шахматы как метафора жизненного выбора»

 

Referenzen:

  1. Гришин В., Ильин Е., — Шахматная азбука, или Первые шаги по шахматной доске. — М.: Физкультура и спорт,1972. — 60 с.
  2. Комаров Д.Д., Жестерев А.А. Использование шахмат для социальной адаптации детей и подростков с интеллектуальной недостаточностью. [Электронный ресурс]. — URL: http://chess555.narod.ru/z_komarov2.htm (дата обращения: 20.02.2013)
  3. Кэдьюсон Х., Шефер Ч. Практикум по игровой психотерапии. — СПб: Питер, 2001. — 416с.
  4. Локалова Н.П. 120 уроков психологического развития младших школьников (психологическая программа развития когнитивной сферы учащихся начальных классов). — М.: Вот-89,2006.
  5. Лэндрет Г. Л. Игровая терапия: искусство отношений. — М., 1994.
  6. Малкина-Пых И.Г. Возрастные кризисы детства.Справочник практического психолога. — М.: ЭКСМО, 2004. — 384 с.
  7. Практическая нейропсихология: помощь неуспевающим школьникам / под ред. ЖМ. Глозман. — М.:Эксмо, 2010. — 288с.
  8. Фопель К. Как научить детей сотрудничать? Психологические игры и упражнения: Практическое пособие. В 4-хт. — Т. 2. — М., 2001. — 160 с.

Schach als Werkzeug und als Objekt der Forschung

„Was ist Schach?“ – darüber kann man endlos philosophieren. Die Wissenschaftler weltweit sehen im Schach eine Schatztruhe von unermesslichen Wert, wie die unzähligen wissenschaftlichen Arbeiten belegen. Schach fasziniert weltweit Menschen, ob als Spieler, Wissenschaftler, Therapeut oder Politiker.

Die künstliche Intelligenz wurde mit Schach vorangetrieben. Die heutigen Schachcomputer sind dem Schachspieler in Fleisch und Blut weit überlegen sind, dennoch finden die Wissenschaftler immer neue Herausforderungen, die aus dem Schachspiel abgeleitet oder deren Lösungen anhand des Schachs überprüft werden: Verschlüsselungstechnologien auf Basis von Schach werden intensiv erforscht. Das ungelöste n x n – Damenproblem mit Randbedingungen soll mit einem Quantencomputer geknackt werden, was die Überlegenheit dieser neuen Form von Computer eindrucksvoll demonstrieren würde.*

Schach entfaltet ebenso seine positive Kraft bei mentalen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten. Schach für therapeutische Zwecke ist eine junge Disziplin mit viel Zukunftspotential.* *

Schach ist nicht nur Sport und Amüsement, wie es wohl die meisten Schachspieler zunächst sehen. Schach stiftet, wie soeben skizziert, vielfältigen Nutzen, den die Schachspieler stärker kommunizieren sollen. Die Schachspieler und Schachfunktionäre haben es selbst in der Hand, Unterstützung für die eigenen Ziele in Politik und Wirtschaft einzuwerben.

Kernstück der neuen Website www.chess-science.com sind die Wissenschaftsdatenbanken mit den Links zu den Arbeiten. Die allgemeine Datenbank „Schach in der Wissenschaft“ zeigt die vielfältige Bedeutung von Schach in der Forschung eindrucksvoll. Sie enthält Arbeiten von Forschern aus 67 Ländern in 24 Sprachen (Stand: August 2020).

Die Datenbank „Schulschach“ soll die Schachfreunde in der Argumentation unterstützen, so dass Schach noch an mehr Schulen und in den Unterrichtsplänen in Europa etabliert wird. Die Forschungsarbeiten zeigen, dass die Bedeutung von Schach nicht allein auf Lernleistungen begrenzt ist, sondern auch das Sozialverhalten der Kinder positiv beeinflusst wird.

Das Anliegen der Datenbank „Schach in der Medizin“ ist die Hervorhebung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Schach als Mittel in der Therapie und zur Änderung im Sozialverhalten. Hier sind in den nächsten Jahren viele neue Erkenntnisse zu erwarten, die den gesellschaftlichen Nutzen von Schach unterstreichen werden. Die jetzige Gliederung der Website orientiert sich an den möglichen Nutzen für die Schachfreunde.

 

* „Knobeln auf dem Quanten-Schachbrett“ Valentin Torggler, Philipp Aumann, Helmut Ritsch, and Wolfgang Lechner, Quantum 3, 149 (2019). https://www.innovations-report.de/fachgebiete/physik-astronomie/knobeln-auf-dem-quanten-schachbrett/
* * „Chess therapy as a new trend in training of future social pedagogues“ INNA ROMANOVA, MARYNA VASYLІEVA, MYKOLA PODBEREZSKYІ, Journal of Physical Education and Sport (2018), https://efsupit.ro/images/stories/october2018/Art%20266.pdf)

Schach-Zitate – Irrungen und Wirrungen über Ländergrenzen hinweg

Schach-Zitate – Irrungen und Wirrungen über Ländergrenzen hinweg

Auf den Websites verschiedener Schachvereine, Schachorganisationen und Internetportale mit Zitatensammlung finden sich Schach-Zitate von verschiedenen Persönlichkeiten. Darunter befinden sich klangvolle Namen wie Siegbert Tarrasch, Emanuel Lasker, Alexander Aljechin, Robert Fischer, Marcel Duchamp. Die Zitate von Persönlichkeiten werden aus unterschiedlichen Gründen verwendet:

  • Kurze und prägnante Formulierung statt ausschweifende Darlegung der Gedanken
    Manche Zitate bringen einen Sachverhalt kurz und prägnant auf den Punkt, so dass gern darauf zurückgegriffen wird.
  • Abfärbeeffekt der Persönlichkeit als Autorität
    Die Benennung einer starken Persönlichkeit soll die Bedeutung der formulierten Aussage unterstreichen bzw. der Aussage mehr Bedeutung geben.
  • Alibi-Funktion der Persönlichkeit
    Die Benennung einer Persönlichkeit soll die eigene Position stärken.und beweisen, dass schon andere Menschen diese Auffassung vertraten.
  • Motivation
    Das Zitat beschreibt anschaulich das Ziel, soll zum Nachdenken anregen und Emotionen beim Empfänger (Leser, Zuhörer) auslösen.

Wer von den Verwendern der Schach-Zitate kennt tatsächlich deren Quelle? Das Internet stellt Unmengen an Informationen zur Verfügung. Für den Alltagsgebrauch wird man gewöhnlich auf eine tiefergehende Prüfung verzichten, ob das Zitat tatsächlich so von der Person geäußert wurde, vor allem, wenn man dem Zitat auf vielen Websites begegnet. Es ist nicht überliefert, ob die anderen Websitebetreiber das Zitat auf die Vertrauenswürdigkeit der Quelle oder auf den Wahrheitsgehalt prüften oder ob sie einfach blindlings auf die Richtigkeit vertrauten. Die überregionale deutsche Tageszeitung „Welt“ veröffentlichte unlängst einen Artikel zu „Fake-Zitate, die Seuche des Internets“. Im Forum von Chesspro.ru beschäftige man sich intensiv mit den Schachzitaten, wobei ein User darauf drängte, eine Sammlung von Schachzitaten mit Nennung der Quelle und dem Jahr der erstmaligen Nennung zu erstellen.

Die Recherchen, wie ein Schach-Zitat in anderen Sprachen heißt, ergaben, dass ein und dasselbe Zitat mehreren Personen zugeschrieben wird. Eine Umfrage unter Schachspielern, wer der Verfasser der allseits bekannten Schachweisheit „Die Drohung ist stärker als die Ausführung.“ ist, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu unterschiedlichen Namensnennungen führen: Siegbert Tarrasch, Savielli Tartakower und Aaron Nimzowitsch. Der Name des vierten im Bunde, wird wenigen geläufig sein – Karl Eisenbach.

Der Herkunft des eben erwähnten Schach-Zitats „Die Drohung ist stärker als die Ausführung.“ widmete der englische Journalist und Schachhistoriker Edward Winter einen eigenen Artikel mit dem Titel „A Nimzowitsch Story“ (Juni 2018). die wie ein Krimi anmutet. Obwohl Karl Eisenbach, Sekretär der Wiener Schachgesellschaft, erstmalig 1908 in der Wiener Schachzeitung mit der Schachweisheit „Die Drohung ist stärker als die Ausführung“ zitiert wurde, wird das Zitat meistens mit Savielli Tartakower, Siegbert Tarrasch oder Aaron Nimzowitsch in Verbindung gebracht. Internetrecherchen ergaben, dass in Deutschland, Russland, Italien, Polen alle drei Namen – Savielli Tartakower, Siegbert Tarrasch oder Aaron Nimzowitsch – als Urheber der Schachweisheit angeführt werden. Im englischen, spanischen, portugiesischem und französischem Sprachraum, in  Holland, Ungarn wird Aaron Nimzowitsch genannt. Bei der durchgeführten Recherche stieß ich lediglich einmal auf eine Website, wo der Verfasser des Zitates Karl Eisenbach korrekt genannt wurde. Es war eine kanadische Website.

Ein weiteres weltbekanntes Zitat stiftet Verwirrung: „Schach ist Gymnastik des Verstandes“. Es wird abhängig vom Land entweder Lenin (sowjetischer Staatsmann) oder Blaise Pascal (französischer Mathematiker) zugeschrieben. Internetrecherchen zeigen: In Deutschland, Russland, Frankreich, Serbien, Tschechien gilt Lenin als Verfasser des Zitates. In Polen, Italien, Bulgarien, Italien, Rumänien, Slowenien, Georgien sowie im spanischen, englischen und portugiesischen Sprachraum wird Blaise Pascal als Urheber genannt.  In einem Fall wurde das Zitat sogar auf Felix Dzerschinski, Gründer der sowjetischen Geheimpolizei, zurückgeführt – siehe die Website diletant.media. Der Schachhistoriker Edward Winter löste 2005 das Rätsel um die Herkunft des Zitates auf, indem er das Buch von Peter Pratt „Studies of Chess“ (London 1803) als Beweis anführt.

Weitere interessante Beispiele und Versuche der Klarstellung findet man zum Beispiel im Forum Zitatnik (Цитатник) auf Chesspro.ru.

Es stellt sich die Frage: Wären die beiden Zitate „Schach ist Gymnastik des Verstandes.“ und „Die Drohung ist stärker als die Ausführung.“ noch genauso attraktiv und wirkungsvoll, wenn man sie mit den weniger bekannten Namen Peter Pratt und Karl Eisenbach zitiert? Vermutlich wird man weiterhin selten die Namen Peter Pratt und Karl Eisenbach in diesem Zusammenhang lesen.

Schach-Zitate mit Quellenangaben:

https://www.chesshistory.com/winter/extra/quotations.html
https://en.wikiquote.org/wiki/Chess
https://de.wikiquote.org/wiki/Schach
https://fr.wikiquote.org/wiki/%C3%89checs
https://www.chess.com/article/view/chess-quotes

Schachzitate in vier Sprachen, ohne Prüfung der Quellen